informativ

diskussionsfreudig

meinungsbildend

kooperativ

Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

Hallo und herzlich Willkommen im Troubadour Forum!

Danke für den Besuch unserer Website. Hier kannst du als Gast in den Hauptthemenbereichen Oper, Operette, Oratorium, Lied und Klavier mitlesen, dich umfangreich informieren und den Meinungsaustausch verfolgen. Den vollen Nutzen des Forums hast du allerdings nur, wenn du angemeldet und registriert bist. Dann kannst du alle Funktionen und Bereiche des Forums uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst eigene Beiträge schreiben und einstellen, auf Beiträge anderer Nutzer antworten, eigene Threads eröffnen, mitdiskutieren und dir durch die eigene Mitwirkung ein oft durch intensive Diskussionen erhelltes Meinungsbild schaffen. Das Troubadour-Forum geht über die rein lexikalische Funktion bewusst hinaus. Deshalb haben wir einen Servicebereich aufgebaut, indem du Hilfestellungen bei Anschaffungen, Besuch von Veranstaltungen und Festivals, Aufbau von Bild- und Tonträgerdokumenten und Antwort auf deine Fragen erhalten kannst. Wir verstehen uns jedoch auch als Begegnungsstätte zwischen neuen und erfahrenen Musikfreunden, zwischen Jung und Alt, persönliche Kontakte unter den Nutzern sollen erlaubt und ermöglicht werden. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns mitmachst und eventuell auch neue Themen und Ideen einbringst.

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

MOZART, Wolfgang Amadeus: DER KÖNIG ALS HIRTE (Il re pastore)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791):
IL RE PASTORE
(Der König als Hirte)

Serenata in zwei Akten, KV 208
Libretto von Abbate Giambattista Varesco
nach Pietro Metastasios Text von 1751, der auf Tassos „Aminta“ beruht
Originalsprache: Italienisch
Uraufführung am 23. April 1775 im Salzburger Hoftheater.

PERSONEN DER HANDLUNG

Alessandro/Alexander, König von Mazedonien (Tenor)
Aminta, Hirte und Liebhaber der Elisa (Sopran)
Elisa, Nymphe aus Phönizien, Geliebte des Aminta (Sopran)
Tamiri, Tochter des Strato, Geliebte des Agenore (Sopran)
Agenore, Vornehmer aus Sidon, Liebhaber der Tamiri (Tenor)

Ort und Zeit: In und bei der Stadt Sidon, 3. Jh. v. Chr.

Erster Akt

Eine weite Ebene mit einer Hütte.
Der Schäfer Aminta sitzt vor seiner Hütte und fragt sich, wo seine Liebste Elisa bleibt. Als sie dann kommt, erfährt sie von seinen Ängsten vor dem bevorstehenden Krieg, den Alexander (der Große) auch in diese Gegend gebracht hat. Elisa weiß jedoch, dass der Mazedonier die Stadt Sidon vom Tyrannen Strato befreit hat, die Herrschaft aber nicht für sich in Anspruch nehmen will, sondern den Thron für den rechtmäßigen Erben, der unerkannt und ohne Kenntnis seiner Bestimmung irgendwo lebt, bereithält. Bisher waren aber alle Suchaktionen fruchtlos geblieben.
Aminta hat ein Problem: Er glaubt, dass Elisa, die von Cadmos abstammt, das Leben mit ihm, dem Schäfer, nicht genügt. Doch diese Befürchtung nimmt Elisa ihm mit der Versicherung ihrer unerschütterlichen Liebe, die ja schon seit Kindertagen währt. Ehe sie geht, um von ihren Eltern die Erlaubnis zur Heirat zu erhalten, sagt sie, bald werde sie nichts mehr trennen.
Alexander tritt mit seinem Berater Agenore, von Aminta unbeobachtet, auf die Szene und hören dabei Amintas Lob auf ein einfaches Leben mit seiner geliebten Elisa. Alexander ist von dem Wesen des Schäfers angetan und überzeugt, dass er den rechtmäßigen Thronerben Sidons vor sich hat und ihn deshalb zum König ernennen wird. Er tritt mit Agenore hervor und beginnt dann ein Gespräch mit ihm. Danach geht er davon und lässt Agenore bei Aminta zurück.
Tamiri tritt auf die Szene und Agenore erkennt in ihr nach kurzem Gespräch die Tochter des gestürzten Tyrannen Strato. Er ist von ihrem Liebreiz angetan und versucht, sie von der Leutseligkeit Alexanders zu überzeugen. Sein Versuch, sie mit dem mazedonischen König bekanntzumachen, lehnt sie aber strikt ab. Agenore gesteht ihr vor seinem Abgang seine Liebe. Sie beklagt zwar ihr Schicksal, aus einem Palast in eine armselige Hütte verschlagen worden zu sein, glaubt aber auch, dass seine Liebe ihr für die Zukunft die nötige Kraft geben wird. Nach ihrem Weggang kommt Elisa zu Aminta und berichtet ihm stolz von der Zustimmung ihres Vaters zur Heirat.
Als sie die Szene verlassen wollen tritt ihnen Agenore in den Weg und will Aminta als dem rechtmäßigen König Sidons huldigen. Der Schäfer jedoch fühlt sich verhöhnt und weist die Huldigung entschieden zurück. Agenore lässt sich aber nicht abweisen und behauptet, dass er nicht Aminta heiße und auch kein Schäfer sei, sondern Abdolonimo, der Sohn des von Strato gestürzten Königs. Doch ist das nicht alles, denn Agenore erzählt ihm, dass er, Agenore, ihn als Kind zu sich genommen und erzogen habe. Nun aber sei die Zeit gekommen, dass er als rechtmäßiger Thronfolger sein Erbe antrete, wie es Alexander beschlossen habe. Aminta ist bestürzt und lehnt die Krone mit der Begründung ab, er könne nicht auf Elisa verzichten. Tief bewegt bekräftigen Aminta und Elisa ihre Liebe zueinander und der erste Akt endet mit einem Duett, in dem Elisa ihre Bereitschaft erkennen lässt, zugunsten Amintas Königtum zurückstehen zu wollen.

Zweiter Akt.

Das Heerlager Alexanders.
Elisa ist auf der Suche nach Aminta, der sich gerade mit Alexander in dessen Zelt berät. Agenore hält Elisa zurück und weist sie darauf hin, dass Aminta nun Abdolonimo der König von Sidon sei und er seine Pflichten über die Gefühle der Liebe stellen muss. Elisa lehnt sich auf, aber Agenore lässt sich nicht erweichen, ja, er fordert Elisa sogar auf, zu gehen und Abdolonimo zu entsagen. Sie goutiert die Zurückweisung jedoch nicht und erinnert Agenore an seine geliebte Tamiri und nennt ihn „einen herzlosen Barbaren“.
Als Abdolonimo aus Alexanders Zelt kommt und Agenore auch von ihm unter Hinweis auf sein Königtum den Verzicht auf Elisa verlangt, widerspricht er ihm vehement. Das hat in seinem Zelt Alexander mitgehört, tritt nach draußen und erklärt Abdolonimo, diese Haltung nicht akzeptieren zu können. Außerdem versichert er, dass die Götter alle jene erleuchten, die zum Herrschen ausersehen sind.
Als Alexander mit Agenore allein ist, weiht er ihn in seinen Plan ein, Abdolonimos Stellung durch eine Heirat mit Tamiri zu festigen. Agenore reagiert tief bestürzt, was Alexander jedoch nicht bemerkt – er besingt lieber hochmütig sein kluges Geschick, durch eine ebenso kluge Politik die Menschen beglücken zu können.
Rezitativisch äußert Abdolonimo seine Zweifel an dem Gedanken, Herrscher sein zu müssen; er weiß aber nicht, was er Agenore als Entschluss mitteilen soll. Der schließt jedoch aus Abdolonimos Zweifeln, dass er richtigerweise der Meinung ist, als König nicht eine Schäferin zur Frau nehmen zu können. Abdolonimo bleibt aber dabei, nicht die Krone annehmen zu können, denn Elisa ist ihm wichtiger als König zu sein.
Nach dem Abgang Abdolonimos sinniert Agenore über seine Zukunft mit der geliebten Tamiri, aber Elisa unterbricht ihn mit der Frage, ob Aminta und Tamiri wirklich heiraten sollen und ihr Geliebter sie dafür verlassen wolle. Agenore, von Abdolonimos wahrer Einstellung immer noch nicht überzeugt, bestätigt die Frage mit dem Hinweis, der künftige König sei Alexander in der Tat gehorsam. Die erkennbar niedergeschlagene Elisa deutet an, dann sterben zu wollen und Agenore sagt, dass er sich unter diesen Umständen leider von Tamiri trennen muss.
Inzwischen hat Tamiri von Alexanders Heiratsplänen erfahren und sie will von Agenore wissen, warum sie diese Nachricht nicht von ihm erhalten hat. Sie verlangt von ihm, dass er zu der Hochzeit erscheinen soll. Das ist für Agenore „grausam“, worauf Tamiri ihn fragt, wer von beiden wohl der Grausamere sei. Dann verlässt sie die Szene und Agenore beklagt sein Schicksal, dass ihn hin und her wirft zwischen Liebe und Pflichterfüllung.
Alexander ruft die Götter um den Segen zu seinem dynastischen Vorhaben an. Tamiri kommt und wirft sich zu Alexanders Füßen. Sie fragt ihn, ob sie ihr Glück mit Agenore geringer schätzen soll als in der Rolle einer Königin an der Seite eines Mannes, den sie nicht liebe? Diese Aussage überrascht Alexander und er ruft aus: „Götter, welche Tugend und Treue!“ Elisa kommt hinzu und beschuldigt Alexander, ihr Glück mit Aminta, den sie seit der Kinderzeit gerne habe, zu zerstören. Sie fleht ihn an, auf sein Vorhaben zu verzichten.
Mit dem Königsgewand in der Hand tritt Abdolonimo auf und reicht das Tuch mit dem Hinweis an Alexander zurück, er könne nicht auf Elisa verzichten. Irritiert muss Alexander erkennen, dass man Liebe nicht auf Befehl abstellen kann und er führt beide Paare zusammen: Abdolonimo mit Elisa, und Agenore mit Tamiri. Sein Wille, den rechtmäßigen König auf Sidons Thron zu setzen, wird trotzdem erfüllt: Aus dem Hirten Aminta wird König Abdolonimo und Elisa wird Königin. Der Schlussgesang ist ein ein Loblied auf Alexanders Weisheit.

© Manfred Rückert

Anmerkungen:
Die hier vorgestellte Serenata ist ein Auftragswerk des Salzburger Erzbischofs Hieronymus (Franz de Paula Josef) Graf Colloredo von Waldsee und Mels, den er für den Besuchs des Erzherzogs Maximilian Franz in der Residenz in Salzburg bei dem jungen Mozart in Auftrag gegeben hat. aufgeführt wurde. Formal entspricht das Werk, wie schon „Ascanio in Alba“ (für Mailand komponiert), dem Typ der „Festa teatrale“.

Den Text hatte Pietro Metastasio Jahre zuvor im Auftrag der Kaiserin Maria Theresia geschrieben und es war 1751 mit der Musik von Giuseppe Bonno in Schönbrunn aufgeführt worden. Später haben den Text u.a. Hasse (1755), Gluck (1756), Jommelli (1757) und Galuppi (1758) vertont.

Der Inhalt ist ein verklärter Rückblick auf ein von glücklichen Schäfern bewohntes Arkadien. Das Geschehen ist einfach geschrieben und gradlinig, ohne Schnörkel verfasst: ein Hirte wird zu einem König, gewinnt aber dabei, unter den Vorzeichen der Aufklärung, eine gewisse Schärfe.

Mozart schreibt dazu eine Musik, die sich in den Arien und Szenen auf eine innere wie äußere Entwicklung zurückzieht und schickt ihnen in der Regel ein spannungsvoll inszeniertes Accompagnato voraus. Das Orchester besteht neben den üblichen Streichern, Oboen und Hörnern aus Flöten, Fagotte und Trompeten. Unter den Arien Amintas ragen neben dem naturverbundenen Aertranqillo (Nr. 3) das zentrale Rondo „L’amerò“ (Nr. 10) im zweiten Akt heraus. Und der gerade mal fünfzehnjährige Komponist versteht es durchaus meisterhaft, das Idealbild des Herrschers – hier Alexander – in der von konzertierenden Flöten begleiteten Arie im zweiten Akt zu zeichnen.

Nach der Uraufführung fand offenbar keine weitere Aufführung statt. 1933 wurde in Dessau Siegfried Anheissers deutsche Bearbeitung von 1930 aufgeführt. Eine konzertante Aufführung 1974 in Salzburg stützte sich auf die Mozart-Ausgabe von 1789 und übertrug die Kastratenrolle des Amintas einem Sopran.

Dieses Singspiel auf einen Text des Salzburger Librettisten und Abbate Giambattista Varesco nach Metastasio ist für mich wegen seiner Musik ein Geniestreich. Folgende Aufnahmen – in Auswahl – sind käuflich zu erwerben:

Il Re Pastore (Gesamtaufnahme) - Die vollständige Mozart-Edition Vol. 35   Il Re Pastore   Mozart: Vol.5 Opern "Il Rè Pastore & Lucio Silla"

Mozart: Il Re Pastore K.208   Early Operas: Il Re Pastore by W.A. Mozart (2004-10-15)   Wolfgang Amadeus Mozart - Il Re Pastore - BASF - 59 22043-5

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

Gestaltung Agentur kuh vadis