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Rossini, Der Barbier von Sevilla, Salzburger Festspiele, 16. 8. 2022

Doch einen Tag vorher gab es wirklich was zum Lachen:

SALZBURG/ Haus für Mozart/Festspiele 2022: IL BARBIERE DI SIVIGLIA – Derniere

17.08.2022 | Oper in Österreich

SALZBURG / Haus für Mozart: IL BARBIERE DI SIVIGLIA

  1. August 2022 – Derniere

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Edgardo Rocha (Conte Almaviva), Cecilia Bartoli (Rosina), Foto: Monika Rittershaus / Salzburger Festspiele

Die letzte Aufführung der Rossini-Oper im Rahmen der heurigen Salzburger Festspiele entpuppt sich – nicht unerwartet – als berauschendes Fest des musikalischen Humors. Das Publikum ist begeistert, erfreut sich an jedem Gag, den sich der in Sachen Komik schier unerschöpfliche Regisseur Rolando Villazon hat einfallen lassen, und kommt aus dem Lachen nicht heraus. Auch das inzwischen bestens aufeinander eingespielte Ensemble auf der Bühne ist vom komödiantischen Geschehen und dem Erfolg, den man damit erzielt hat, hingerissen und spart beim frenetischen Schlussapplaus nicht mit gleich mehreren ausgelassenen, bestgelaunt dargebotenen szenischen Zugaben. Das führt zu dem wahrlich seltenen Eindruck, dass diesmal nicht nur der Beifall, sondern auch der Zugabenteil nicht enden wollend zu sein scheint. Dass in dieser Abschiedsvorstellung auch Dankbarkeit und Wehmut mit im Spiel sind, liegt auf der Hand: So etwas gibt es tatsächlich nicht alle Tage.

Und das ist auch gut so. Denn diese G’spassetteln am laufenden Band können auf Dauer ganz schön nerven. Etwas weniger wäre da oft mehr gewesen. Ein Komponist weiß, dass man bei einem Lied nicht jedes Wort der textlichen Vorlage eigens vertonen kann, sondern dass es darum geht, den Sinn zu erfassen, das Atmosphärische wiederzugeben und nur bestimmte Schlüsselworte besonders hervorzuheben. Das sollte eigentlich auch für die Regie gelten. Villazon aber versucht tatsächlich, jedes Wort des Librettos und jeden Ton der Partitur zu bebildern. Daraus wird dann oft ein Zuviel des Guten. Dennoch: Die dramaturgische Grundidee, seine Inszenierung mit einem Schwarzweiß-Zusammenschnitt aus Filmszenen mit der gefeierten Diva Ceci B. Artoli beginnen zu lassen und in weiterer Folge immer wieder Filmeinspielungen und das Geschehen auf der Bühne ineinander übergehen zu lassen, ist genial und ungemein konsequent, abwechslungsreich und vergnüglich umgesetzt. Stark etwa die Szene, wo man, filmisch festgehalten, Don Bartolo sieht, wie ein Vögelchen in einem Käfig füttert. Schnitt. Und man sieht Rosina auf der Bühne, ebenfalls in einem Käfig eingesperrt. Besser und eindeutiger lässt sich die Beziehung des despotischen Vormunds zu dieser jungen Frau nicht ausdrücken. Solche tollen Bilder gibt es viele. Feiner Humor steht unbekümmert neben Dada und Gaga. Klamauk ist Trumpf. Rosina tanzt mit Frankensteins Monster, und Don Basilio, ihr Gesangslehrer, ist Nosferatu himself. Es ist aber gerade diese ungezähmte Fülle an schöpferischen Einfällen, die Villazon im Weg steht. Vielleicht müsste man ihm einfach nur mehr Gelegenheiten dazu geben, sich auf der Bühne auszutoben. Alleine die Gags, die er in Rossinis Barbiere gesteckt hat, würden jedenfalls ausreichen, um alle musikalischen Komödien des Meisters aus Pesaro üppigst ausstatten zu können.

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Alessandro Corbelli (Bartolo), Ildebrando D’Arcangelo (Basilio), Cecila Bartoli (Rosina),
Edgardo Rocha (Conte Almaviva), Foto: Moniak Rittershaus /Salzburger Festspiele

Musikalisch ist auch diese Vorstellung ein Genuss. Geradezu unglaublich, wie gut sich die Akteure, trotz der sich überstürzenden Aktionen auf der Bühne, gesanglich ins komische Geschehen einbringen können. Da war eine intensive Probenarbeit gewiss allererste Voraussetzung. Dazu beigetragen hat aber sicher auch der Umstand, dass seit der Premiere im Rahmen der Pfingstfestspiele, deren Intendantin Cecilia Bartoli ist, viele weitere Aufführungen für Perfektion gesorgt haben. Was jetzt auf der Bühne zu erleben ist, ist ein eingeschworenes, bestens aufeinander eingespieltes Rossini-Ensemble, dessen Mitglieder nicht nur große Könner des Belcanto sind, sondern auch Bühnenpersönlichkeiten mit Ausstrahlung und gediegener Komik. Allen voran Nicola Alaimo als vollsaftiger Barbiere mit mächtigem, robustem Bariton und ebensolcher Statur, sowie Alessandro Corbelli, der als Don Bartolo ein eindrucksvolles Charakterporträt abliefert. Wenn er am Schluss, düpiert, enttäuscht und zusammengesunken am Schreibtisch sitzt, darf er durchaus mit Mitleid rechnen.

Ildebrando D’Arcangelo ist als Don Basilio/Nosferatu eine Luxusbesetzung, Edgardo Rocha ein höhensicherer, sympathischer Graf Almaviva, der bei einigen Koloraturen allerdings ziemlich gefordert wirkt.

Und die Diva Ceci B. Artoli alias Cecilia Bartoli? Auch als Rosina bleibt sie der heißgeliebte Publikumsliebling, auch wenn sie mit gewissen Läufen bei Registerwechseln und dergleichen schon merklich zu kämpfen hat und nicht immer perfekt intoniert. Aber mit ihrer enormen Bühnenpräsenz, ihrer einzigartigen, beredten Mimik und Gestik, ihrer ausdrucksstarken Augen und ihrem noch immer frisch wirkenden Instinkt für Komik gelingt es ihr, alle Klippen zu meistern und strahlend daherzukommen. Nicht unerwähnt bleiben darf Rebeca Olvera, die sich mit ihrer Arie als Dienstmädchen Berta stürmischen Applaus verdient hat.

Im Orchestergraben wirkt, unter der Leitung von Gianluca Capuano, das Orchester Les Musiciens du Prince aus Monaco, das schon beim Rossini-Festival zum Ausklang der Staatsopernsaison positiv mit ihrem historischen Instrumenten-Klang aufgefallen ist. Rossini nicht fein geglättet und poliert, sondern aufgeraut und mit Kanten und Ecken versehen. Wie schon beim Gastspiel der Oper von Monaco ziehe die kreativen Begleitungen der Rezitative die Aufmerksamkeit auf sich, gibt es dabei doch auch viel Ungewohntes und doch Vertrautes – vom Leitmotiv des Mafiafilms Der Pate bis zum Wiegenlied von Brahms – zu hören.

Villazons Rossini-Inszenierung ist der Publikumshit der Salzburger Festspiele 2022. Das sagt viel aus. Jeder möge seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Meine tendieren in die Richtung, dass das Publikum, nach den vielen Zwangstherapien mit Regietheater-Experimenten, ungemein dankbar ist, wieder einmal einfach lachen und verstehen zu können.

© Manfred A. Schmid

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