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SPONTINI, Gaspare, Luigi Pacifico: DIE VESTALIN (La vestale)

Gaspare Luigi Pacifico Spontini (1774-1851)
LA VESTALE
(Die Vestalin
1))

Tragédie lyrique in drei Akten
Libretto von Victor-Joseph Étienne de Jouy
Uraufführung: 1807 an der Opéra de Paris
Originalsprache: Französisch

Personen der Handlung
Licinius, römischer Feldherr (Tenor)
Julia, junge Priesterin der Vesta (Sopran)
Cinna,Befehlshaber der Legion, sein Freund (Tenor)
Pontifex maximus2) (Bass)
Ein Zeichendeuter (Bass)
Ein Konsul (Bass)
Oberpriesterin (Mezzosopran)
Vestalinnen, Priester, Konsuln, Leute des Senats, Liktoren3), Krieger, Volk

Ort und Zeit der Handlung: Rom, 3. Jahrhundert

Erster Akt

Das Forum mit der Wohnung der Vestalen und dem Vestatempel
Cinna, der Befehlshaber einer Legion findet seinen Freund, den Feldherrn Licinius, schwermütig neben dem Vestatempel. Er möchte von ihm den Grund seines Kummers wissen. Er sei doch gerade siegreich zurückgekehrt und habe Rom befreit, wofür Rom ihm einen Triumph bereiten werde. Aber Licinus legt keinen Wert auf den Triumph, zu dem sein Haupt von einer Vestalin mit dem goldenen Kranz gekrönt werden soll. Gerade das verursacht Licinius den Schmerz. Schließlich gesteht er seinem Freund, dass er die Vestalin Julia liebe, und das ist ein Frevel, denn die Vestalinnen unterliegen dem Keuschheitsgebot. Er sei schon von Jugend an mit ihr verlobt. Nachdem er nun nach sechs Jahren Krieg zurück gekommen sei, habe er feststellen müssen, dass sein Lebensglück der Vesta geweiht wurde. Cinna rät ihm, seine Leidenschaft zu bekämpfen. Doch Licinius vermag das nicht. Cinna ist bereit, ihm zu helfen. Vereint gehen beide ab.
Die Vestalinnen mit der Oberpriesterin erscheinen zum Morgenhymnus, in dem sie um Reinerhaltung des Altars und den Bestand des heiligen Feuers beten. Gleichzeitig erwähnen sie auch, was mit treulosen Jungfrauen geschieht. Julia hat sich etwas abseits gehalten. Sie hat ein schlechtes Gewissen und die Göttin und ihr heiliges Feuer erfüllen sie mit Angst, denn ihre Liebe entweiht ihre Priesterschaft.
Die Oberpriesterin verkündet den glanzvollen Tag, an dem Licinius mit dem goldenen Kranz gekrönt werden soll. Sie fordert ihre Vestalinnen auf, um die Huld der Götter zu beten. Diese schreiten in feierlichen Zug in den Tempel.
Die Oberpriesterin hält Julia noch zurück. Sie hat seit einiger Zeit beobachtet, dass ihr der Altardienst Schmerz bereitet und sie oft schaudernd vor Vesta zurück bebt. Sie mahnt sie, ihren strafbaren Wunsch zu verbannen und ihre Pflicht zu tun. Den Gott Amor bezeichnet sie als Unhold und Dämon der Hölle. Sie schürt damit Julias Angst. Daher fleht diese darum, dem Triumphzug fern zu bleiben. Die Oberpriesterin lehnt das ab und teilt ihr mit, dass sie es sei, die Licinius krönen werde. Dann geht sie in den Tempel
Julia ist verzweifelt über die Grausamkeit. Ihr Flehen, ihr diese Pflicht zu erlassen, war vergebens. Sie nimmt aber den schweren Gang auf sich. um den Freund wiederzusehen und seine Stimme zu hören, auch wenn es Verrat sei.
Die Vestalinnen kommen noch einmal an die Tür des Tempels und mahnen Julia, dass man auf sie warte. Aus der Ferne hört man bereits den Chor der Krieger, der den Triumphzug ankündigt. Todesmutig eilt Julia mit den anderen in den Tempel
Der Triumphwagen mit Licinius nähert sich und das Forum füllt sich mit Priestern unter Führung des Pontifex maximus, Leuten des Senats und Konsuln, Kriegern unter Führung Cinnas, Gladiatoren und viel Volk. Die Vestalinnen kommen heraus und stellen vor Julia einen Altar mit brennender Flamme. Alle singen ein Preislied. Die Oberpriesterin reicht Julia die goldene Lorbeerkrone, die diese zitternd entgegennimmt, und verkündet, dass die Hüterin des heiligen Feuers nun die Krönung vornehmen werde. Unter dem Festlied des Chors nähert sich Julia schwankenden Schrittes Licinius. In ihrer Dankesrede, die sie mit halb erstickter Stimme hält, flicht sie auch das Wort Liebe mit ein. Die Oberpriesterin und der Pontifex maximus merken an ihrem Ton und Verhalten, dass etwas nicht stimmt. Licinius kann ihr heimlich zuflüstern, dass er in der Nacht, wenn sie allein das heilige Feuer hüte, kommen und mit ihr flüchten werde. Dann nimmt sie wieder am Altar Platz. Ein Konsul spricht noch den Dank des Staates aus, darauf folgt ein Ballett von Tänzern, Ringern und Gladiatoren. Danach schließt der Pontifex maximus das Fest und der Zug entfernt sich, so wie er aufgetreten ist.

Zweiter Akt

Im Inneren des Vestatempels. Auf dem Altar brennt das heilige Feuer.
Die Vestalinnen singen ein Preislied an die Göttin. Die Oberpriesterin überreicht Julia die Utensilien für den Opferdienst und vertraut ihr die Pflege des Feuers in dieser Nacht. Sie mahnt sie, nichts Frevelhaftes zu tun, denn Vestas Blick überwache sie. Dann entfernt sie sich mit den übrigen Vestalinnen.
Julia irrt im Raum umher und schildert in einer langen Arie ihre innere Zerrissenheit. Auf der einen Seite fleht sie die Göttin an, ihr strafbares Herz zu läutern, auf der anderen Seite wartet sie sehnsuchtsvoll auf Licinius und versucht, ihre Furcht vor dem dem Gespräch mit ihm zu überwinden. Endlich entschließt sie sich und ist bereit, für das Treffen mit dem Geliebten zu sterben.
Licinius tritt ein und ruft leise Julias Namen. Er schlägt der zitternden Julia vor, mit ihm zu fliehen. Julia zögert. Als er noch weiter auf sie einredet, beginnt die Flamme des heiligen Feuers zu ersterben und Julia eilt, sie wieder zu schüren. Da die Flamme wieder brennt, schöpfen beide Hoffnung, doch noch das Glück miteinander zu erreichen. Hand in Hand wenden sie sich dem Altar zu und wollen die Göttin darum bitten, sie zu vereinen. Da erlischt das Feuer; es wird dunkel und beide verlieren den Mut.
Cinna, der Wache gehalten hat, kommt und rät zur Flucht, da er Stimmen gehört habe. Licinius will nicht ohne Julia fliehen, aber diese drängt ihn, ohne sie zu verschwinden. Ihr Herz werde ihm treu bleiben. Als Licinius noch zögert, hört man entfernt die Stimmen. Julia fordert die beiden auf, den Ort zu verlassen. Licinius eilt mit Cinna fort in der Hoffnung, Julia doch noch erlösen zu können.
Julia will ihr Schicksal ohne Zagen auf sich nehmen, Sie sinkt ohnmächtig vor die Stufen des Altars.
Der Pontifex maximus mit Priestern, die Oberpriesterin mit den Vestalen dringen mit Fackeln ein. Von außerhalb hört man einen starken Volkschor. Alle reden von Hochverrat. Der Pontifex spricht vom Zorn der Götter und Wiederkehr der Urnacht. Julia erwacht. Der Pontifex erkennt, dass ein Fremder eingedrungen ist und fordert Julia auf, ihre Schuld zu bekennen. Sie bekennt schließlich ihre Liebe und wünscht sich den Tod, der sie erlösen solle. Alle sind entsetzt. Der Pontifex wirft ihr vor, den Tempel entweiht und ihr Gelübde gegenüber Vesta verletzt zu haben. Sie aber entgegnet, dass sie den Naturgesetzen gehorche.
Das Volk dringt ein. Der Priesterchor fordert den Tod für den Hochverrat, Julia will diesen auf sich nehmen, betet jedoch, dass ihr Freund nicht Zeuge davon sein möge. Der Pontifex fordert den Namen des Eindringlings, doch Julia gibt ihn nicht preis. Da spricht er das Todesurteil aus. Während alle einen Fluch auf die strafbare Dirne aussprechen, nehmen die Vestalen Julia Schmuck und Schleier ab. Der Pontifex wirft ihr einen schwarzen Schleier über und übergibt sie den Liktoren, die sie abführen.

Dritter Akt

Ein freier Platz vor den Mauern Roms mit Grabmälern, auf denen weibliche Namen stehen. Eines ist offen
Licinius tritt aus dem Tor. Er sieht das offene Grab und ist entsetzt. Er will alles aufwenden, um sie zu befreien.
Cinna kommt hinzu. Als Licinius ihn nach dem Heer fragt, erklärt ihm dieser, dass er nur mit einer kleineren treuen Zahl rechnen dürfe. Die anderen haben aus heiligem Grauen keinen Mut. Die Mutigen habe er gesammelt und sie ständen zum Angriff bereit. Auch er will entschieden mitkämpfen, denn wenn Licinius ihm geraubt werde, wolle auch er sterben. Zuvor sollte man aber versuchen, den Pontifex für die Aufhebung des Urteils zu gewinnen. Licinius stimmt ihm zu und als der Trauerzug naht, zieht sich Cinna zunächst in den Hintergrund zurück
Der Pontifex erscheint mit einem Zeichendeuter. Licinius spricht ihn an. Seine Macht könne doch Huld für Julia bei den Göttern erflehen, doch dieser weist das als strafbaren Wunsch zurück, der das Staatswohl verrate. Auf Licinius‘ Widerspruch zeigt er ihm die Gräber und erklärt, dass Vestas Reinheit solche Frevel nicht dulde. Als Licinius auf Romulus, den Gründer Roms, verweist, der Sohn einer Vestalin war, schmettert ihm der Pontifex entgegen, dass Julias Los nur der Tod sei. Da bekennt sich Licinius als der Schuldige und will Julia retten oder mit ihr sterben. Er droht dem Pontifex Kampf und Mord an. Doch dieser glaubt an die Übermacht der Götter und besteht auf dem Todesurteil. Licinius geht wütend ab.
Der Zeichendeuter mahnt den Pontifex, den Tod Julias zu verschieben, da Licinius über große Macht verfüge. Doch dieser ist der Überzeugung, dass sein Priesteramt Schutz genug vor dessen Macht und der Empörung des Volkes sei.
Der Trauerzug schreitet durch das Tor. Vor Julia, die schwarz gekleidet ist, wird ein Altar mit erloschener Flamme hergetragen. Die Vestalen bringen Julias Ordenskleidung und ihren Schleier. Der Chor des Volkes fordert den Tod der Frevlerin, doch die Oberpriesterin, die Vestalen und junge Mädchen zeigen ihren Schmerz darüber. Julia verabschiedet sich von den Vestalinnen und bittet die Oberpriesterin um ihren letzten Segen. Der Pontifex lässt der Schleier Julias auf dem Altar ausbreiten. Vesta werde zeigen, ob sie Julia verzeiht. Dann werde sie den Schleier verbrennen und die Flamme neu entzünden. Die Vestalinnen und jungen Mädchen flehen die Göttin an, ein Zeichen des Erbarmens zu senden. Da sich nichts zeigt, fordert der Pontifex, dass die Liktoren Julia ins Grab geleiten. Diese bekennt noch einmal, dass sie ihre Liebe für ihren Freund bis zum letzten Atemzug bewahren werde. Dann steigt sie in die Gruft hinab.
Licinius tritt mit seinen Leuten hervor. Er bekennt vor allen, dass er der Schuldige sei. Man solle Julia freilassen. Er werde für sie sterben. Er setzt bereits das Schwert an seine Brust, aber Cinna hält ihn zurück. Julia, die schon einige Stufen hinabgestiegen ist, zeiht ihn der Lüge. Er tue das nur aus Mitleid. Sie kenne ihn nicht. Dann steigt sie schnell die Treppe hinab. Schon beginnen die Liktoren, das Grab mit einer Platte zu verschließen. Volk und Krieger ordnen sich vor dem Grab zur Gegenwehr. Da verdunkelt sich der Himmel. Blitze zucken. Die gegnerischen Parteien mischen sich erschrocken untereinander. Licinius und Cinna steigen ins Grab hinab. Ein Strahl fährt auf den Altar herab, entzündet den Schleier, der eine brennende Flamme zurücklässt. Dann erheitert der Himmel wieder. Der Pontifex sieht das als Zeichen der Erbarmung der Götter an. In diesem Augenblick bringen Licinius und Cinna die ohnmächtige Julia aus dem Grab herauf. Sie erwacht und der Pontifex verkündet ihr, dass Vesta den Bann gelöst habe und ihre Liebe billige. Die Vestalinnen weist er in den Tempel zurück, damit die Flamme weiterhin Glück bereite. Dann segnet er das Paar. Die Versammlung ordnet sich in zwei Zügen zur Rückkehr und geht unter Marschmusik rechts und links ab.

Verwandlung: Inneres eines Tempels
Während ein Chor ein Preislied singt, treten Julia, Licinius und Cinna mit Gefolge ein und werden freudig empfangen. Julia ist glücklich. Die Liebenden werden an den Altar geführt und versprechen sich ewige Treue. Ein Schlusschor und ein Ballett beschließen die Oper.

1) Priesterin der Göttin Vesta, die als Kind von 6 bis 10 Jahren für mindestens 30 Jahre in die Priesterschaft berufen wird. Die Vestalinnen mussten das Feuer im Tempel hüten, das nicht ausgehen durfte und Wasser zur Reinigung des Tempels aus einer heiligen Quelle holen. Sie mussten während der Dienstzeit keusch bleiben und konnten bei Verstoß lebendig begraben werden.
2) Ranghöchster im Priesterkollegium. Er hatte die Oberaufsicht über alle sakralen Angelegenheiten
3) Ursprünglich kaiserliche Wache, später Amtsdiener

© Gerhard Wischniewski

Informationen zum Werk
Spontini hatte die Oper bereits 1805 fertig gestellt. Sie gelangte wegen einiger Intrigen von Kollegen aber erst 1807 auf die Bühne und wurde danach ein großer Erfolg, der Spontinis Bekanntheit auch im Ausland förderte. Sie wurde im 19. Jahrhundert häufiger auch an ausländischen Bühnen gespielt (Brüssel in deutscher Übersetzung, Berlin, München, Dresden unter Leitung von Richard Wagner und mit Spontini als Dirigenten).In Italien wurde sie 1811 in italienischer Übersetzung in Neapel gespielt. Im Gegensatz zu anderen Werken Spontinis verschwand „Die Vestalin“ auch im 20 und 21 Jahrhundert nicht ganz von der Bühne. 2015 wurde sie erneut an der Pariser Opéra gespielt, danach 2019/2020 im Theater an der Wien und 2023 semi-konzertant in New York und Thessaloniki aus Anlass des 100 Geburtstags von Maria Callas, die diese Rolle ebenfalls gesungen hatte.

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