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Stabat Mater

Liebe alle,

im Anschluß an mein nicht völlig überzeugendes Konzerterlebnis mit Vivaldis „Stabat Mater“ gestern und passend zur Karwoche habe ich heute meine CD-Bestände nach einer guten Aufnahme davon durchsucht und wurde auch fündig, bei einer Aufnahme mit Andreas Scholl. Meine CD ist aus einer umfangreichen Sammel-Box geistlicher Musik, deren Bestandteile meist aus den späten 90er Jahren stammen und nicht mehr am Markt sind. Eine derzeit erhältliche Aufnahme mit Scholl ist diese hier:

Stabat Mater

Ich habe keinen Zweifel, daß Scholl auch hier sein überragendes Können zeigt und hören läßt. Es war jedenfalls eine ziemliche Erholung, dieses kurze Stück in einer so meisterhaften Aufnahme zu hören.

Beim Durchsehen der CDs im Schrank stellte ich dann fest, daß ich doch eine ziemliche Bandbreite von Aufnahmen der Stabat mater verschiedener Komponisten habe. Sicher geht es vielen Troubadours ähnlich – daher die Einladung, bis einschließlich Karfreitag Aufnahmen des Werkes aus der Feder verschiedener Komponisten in diesem Faden mit kurzer Beschreibung, Begründung und / oder Kritik zu deponieren. Ich werde auch noch einiges beisteuern, bin aber natürlich vor allem gespannt auf Euere Beiträge.

Grüße!

Honoria Lucasta

Liebe alle,

hier noch ein youtube der erwähnten Aufnahme von Andreas Scholls Interpretation des Stabat mater von Vivaldi:

https://www.youtube.com/watch?v=h39OENj5hUk

Grüße!

Honoria Lucasta

 

Liebe Honoria,

Ich bin gerade mitten in meinen Reisevorbereitungen, Packen etc., habe aber gestern mit großem Interesse die Einrichtung dieses Themas durch dich gelesen. Ich werde also bis Karfreitag wenig dazu schreiben können, wäre aber dankbar, wenn man das Thema über Karfreitag hinaus laufen lassen könnte, denn dann könnte ich an meinem Urlaubsort Puerto de la Cruz (Teneriffa) noch Einiges dazu beitragen, zumal meine „Stabat Mater“-Box von Brilliant Classics mit den Stabat Mater von:
Giovanni Battista Pergolesi, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Antonio Vivaldi, Alessando Scarlatti, Antonio Caldera, Antonio Maria Bononcini, Agostino Steffani, Luigi Boccherini, Domenico Scarlatti, Lorenzo Perosi, Josef Haydn, Franz Schubert, Gioachino Rossini, Johann Simon Mayr, Antonin Dvorak, Franz Lachner, Charles Villiers Stanfort, Giuseppe Verdi, Karol Szymanowski, Francis Pulenc, HebertHowells, Franz Liszt, Knut Nystedt und Arvo Pärt.

Außerhalb dieser Box habe ich noch zwei weitere Aufnahmen von Haydns Stabat Mater (Harnoncourt, Pinnock), wahrscheinlich eine weitere von Boccherini und von Schubert außer dem kurzen Stabat Mater D. 175 aus der o. a. Box auch mindestens noch zwei weitere des umfangreicheren D. 383. Das ist das, was mir im Moment aus meinem Bestand gegenwärtig ist. Auf jeden Fall würde ich also bis Karfreitag nur über einen Bruchteil meiner Aufnahmen des Stabat Mater sprechen bzw. schreiben können. Aber mir ist bei diesen Ausführungen noch ein weiterer Gedanke gekommen, der sich auf u. U. spätere Beschäftigung mit weiteren zentralen Vokalwerken geistlicher und weltlicher Art in ähnlicher Weise bezieht. Hier ist übrigens das Cover meiner Stabat-Mater-Box:

Stabat Mater

Liebe Grüße

Willi????

Lieber Willi.

liebe alle,

der Termin Karfreitag war im Sinne der Werbestrategie eine künstliche Verknappung der Zeit, um ein wenig Drive in die Sache zu bringen – aber es gibt keinen inhaltlichen sachlichen Grund dafür. Stabat mater geht immer – ich freue mich schon auf Deine und die Beiträge anderer Troubadouri, egal wann…

Grüße!

Honoria Lucasta

 

Liebe Honoria,

auch ich kann mit etlichen Vertonungen des Stabat Mater aufwarten. Die meisten Kompositionen sind nur kurze Stücke, oft als “Füller“ einer CD angehängt.

Als erstes nenne ich hier eines der berühmtesten Werke, es stammt von Pergolesi: Sebastian Hennig (Sopran) und René Jacobs (Counter) sind die Solisten; Jacobs hat die Gesamtleitung und es ist dabei das Concerto vokale.

Das Werk von Rossini, auch nicht gerade eine „Lusche“, wird von Carol Vaness (S), Cecilia Bartoli (Mezzo), Francisco Araiza (T) Ferruccio Furlanetto (B) interpretiert; Semyon Bychkov leitet Chor des BR und Sinfonie- Orchester des BR.

Von Vivaldi habe ich mehrere Kompositionen des Stabat Mater. Das schönste ist für mich jenes für Alt-Solo und Instrumentalisten. Sytse Buwalda ist der Solist (nicht unbedingt mein Fall) und es spielt das Bach-Collegium der Niederlande unter Leusink.

Eine Besonderheit ist das Schubertsche Werk; es wurde von Klopstock ins Deutsche übersetzt und so von Schubert vertont. Die Solisten sind Helen Donath, Josef Protschka und Dietrich Fischer-Dieskau.

Erwähnen möchte ich unbedingt auch Dvoraks Stabat Mater. In meiner Aufnahmen sind Magdalená Hajòssyová (S), Vera Soukupovà (A), Petr Dvorský (T) und Richard Novák (B); weiter dabei sind Chor und Orchester der slovakischen Philharmonie – die Gesamtleitung hat Zdenek Kosler.

Das sind einige meiner Aufnahmen. Da mir die Beurteilung der Stimmen abgeht, kann ich für mich nur sagen, dass mir die CD-Aufnahmen durch die Bank gefallen. Abstriche mache in neuerdings bei Einspielungen, in denen Opernsänger geistliche Musik intrpretieren, denn die sind oft nicht Genregerecht. Ich schmeißte aber die CDs nicht auf den Müll..

 

Ich habe schon mal den ersten Teil des Stabat Mater von Pergolesi durchgehört, der mich in seinem leicht wiegenden Grave und der melancholisch-traurigen Stimmung direkt anspricht und   so richtig zu Herzen geht und hier im Duett von der Sopranistin Angharad Gruffydd Jones und dem Countertenor Lawrence Zazzo vorgetragen wird. Auch die von Pergolesi gewählte kleine Instrumental-Besetzung mit zwei Geigen, einer Bratsche, einer Viola da Gamba und einem Cello, die unter der Leitung des englischen Chordirigenten Timothy Brown steht, spricht mich in ihrer intensiven Spielweise sehr an:

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Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht, werde aber wohl morgen kaum dazu kommen, da Packen angesagt ist und es übermorgen mit dem Texi schon früh um sieben zum Bahnhof geht, wo um 7.39 Uhr die Reise beginnen möge. Aber ich habe meine Erinnerungsbeiträge für morgen und übermorgen schon vorbereitet, so dass ich deswegen wohl nicht in die Bredouille komme.

Liebe Grüße

Willi????

Lieber Willi,

liebe alle,

in meiner schulischen Umgebung gab es seinerzeit zwar viel Kirchenmusik, konfessionsbedingt -Siegerland!- aber eher Bach, Bach und zur Abwechslung noch einmal Bach. Händel galt damals vielen schon als nicht mehr wirklich ernsthaft. Messen oder Werke der zahlreichen italienischen Komponisten von Kirchenmusik wurden örtlich äußerst selten aufgeführt und wenn, dann sicher nicht in meiner Reichweite. Man erinnere sich: in den späten 70er, frühen 80er Jahren war es am ehesten noch das Radio, welches Hörerlebnisse bereithielt; es gab weder CD, noch den PC mit Internet, auf dem youtube uns heutzutage ganz neue Entdeckungen ermöglicht.

Ich war schon Mitte 20 und mittlerweile anderswo verortet, als ich eher zufällig diese Aufnahme des „Stabat Mater“ von Rossini kaufte:

Stabat Mater

Es waren die frühen Zeiten der CD, die Auswahl war noch nicht so groß, und so habe ich wahrscheinlich eher wegen Pavarotti zugegriffen als aus anderen Gründen.

Das erste Hören hat mich fast verstört. Ich erinnere mich, daß ich das Werk irgendwie zu opernhaft fand, zu dramatisch, zu wenig textfixiert – so hatte ich Kirchenmusik bisher nicht erlebt und also nicht in Erinnerung. Aber ich hörte es wieder und wieder, und irgendwann war es mir so lieb geworden, daß ich seine Schönheiten auch in dieser sicher nicht repräsentativen Aufnahme zu schätzen lernte.

Luciano Pavarotti singt natürlich ohne Fehl und Tadel, in Cuius animam mit einem triumphalen Spitzenton, der ewig im Gedächtnis bleibt, aber auch -für ihn fast ungewöhnlich- sehr engagiert in den Ensembles, vor allem im Quartett. Pilar Lorengar adelt alles mit ihrer Engelsstimme; sie bewältigt das vertrackte Inflammatus mit dem eigentlich unsingbaren „in tanto supplicio“ so souverän wie wenige andere. Hans Sotin mit seines Basses Grundgewalt hat zwei dankbare Nummern und ist ansonsten verläßlicher Partner. Das Opfertier des Stückes wäre Yvonne Minton wegen der einfach eindrücklicheren Hörbarkeit der anderen, hätte sie nicht mit „Fac ut portem“ einen berührenden Soloeinsatz. Istvan Kertesz peitscht London Symphony Orchestra und Chorus zügig durch die Partitur.

Es ist insgesamt eine robuste Aufnahme; feinfühlige Ausdeutung von Text und Musik bleibt späteren Zeiten und weiteren Aufnahmen vorbehalten. Mir ist diese Version  aus den genannten Gründen aber doch lieb und teuer.

Grüße!

Honoria Lucasta

Jetzt komme ich nach einem ausgedehnten Spaziergang doch endlich dazu, auch hier wieder etwas zu schreiben. Ich habe gestern Abend spät das zweite Stabat Mater aus meiner o. a. Box gewidmet, dem von Giovanni Pierluigi Palestrina, der es als achtstimmige Motette für zwei Chöre komponierte, etwa um 1590 und es wohl Papst Gregor dem Vierten widmete, der seit diesem Jahr Papst war und schon 1591 starb, Palestrina selbst 1594. Zu jener Zeit war die Textverständlichkeit von größter Bedeutung, und der „Choir of the Clare College, Cambridge“, ebenfalls unter Leitung von Timothy Brown, trägt dem auch Rechnung, wie überhaupt die englischen Chöre aus Cambridge, Oxford u. a. durch ausgezeichnete Textverständlichkeit glänzen, so auch dieser, wobei im Vortrag gelegentliche Tempowechsel auf der Basis eines langsamen Gesamttempos vorgenommen werden, sodass nach anfänglichem Adagio dann mal ins noch langsamere Largo wechselt und sogar zu Beginn des letzten Verses (20) bis zum  Piu Lento herabsinkt und schließlich im Largo in den letzten 9 Takten endet.
vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Stabat_Mater_(Palestrina)

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Palestrinas Werk steht natürlich im krassen Gegensatz zu dem im vorigen Beitrag von Honoria vorgestellten Stabat Mater von Rossini, der das von ihm komplett komponierte Werk 1842 fertigstellte, also gut 250 Jahre nach Palestrinas Komposition, und es stammt von einem Vollblut-Opernkomponisten, im Gegensatz zu Palestrina, einem Vollblut-Kirchenmusik- Komponisten, wenn man so will, daher die ganz andere Anlage und Vortragsweise. Schon das vorher von mir vorgestellte Stabt Mater Pergolesis aus dem Barock war ganz anders strukturiert als jenes von Palestrina.

Liebe Grüße

Willi????

Das nächste Stabat Mater in meiner o. a. Box und somit das dritte auf CD 1 ist dasjenige von Antonio Vivaldi mit der Verzeichnisnummer RV 621.
Antonio Vivaldi kommt wiederum zu einer anderen Lösung als Pergolesi und Palestrina. Er setzt nur die folgenden neun Verse und das Amen in Töne:

  1. Stabat mater dolorosa
  2. Cujus animam gementem
  3. O quam tristis et afflicta
  4. Quis est homo
  5. Quis non posset contristari
  6. Pro peccatis suae gentis
  7. Eia mater, fons amoris
  8. Fac ut ardeat cor meum
  9. Amen

Auch sein Stabat Mater ist überwiegend langsam und von melancholischer Grundhaltung, allerdings ist es im Ganzen nicht so langsam wie das Palestrinas.
In der vorliegenden Aufnahme die Vivaldi für Chor und Orchester und Solo Altus gesetzt hat, singen Sytse Buwalda, Altus und der Holland Boys Choir, und es spielt das Netherlands Bach Collegium unter der Leitung von Peter Jan Leusink.

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Liebe Grüße

Willi????

Ich möchte an Dvoraks Komposition erwähnen, die ungeschminkt den Tod seiner Tochter Josefa widerspiegelt. Unvergesslich und melodisch präsent ist mir das „Eja, mater fons amoris“ aus dieser Komposition, ergreifend von vorne bis zur letzten Note:

Stabat Mater   Antonin Dvorak: Stabat Mater Op.58 (CD)

Meine beiden Aufnahmen – wobei mir die rechte Einspielung (Pusar-Joric, Novsak, Reja, Petrusanec, RSO Ljubljana, Munih) besser gefällt, als die Rilling-Version.

Liebe alle,

diese Version:

kaufte ich wegen Ruggero Raimondi und trotz Katia Ricciarelli. Es ist eine von Carlo Maria Giulini sehr gemächlich, manchmal fast breit dirigierte Aufnahme, die zwar gut anzuhören ist, aber keine Begeisterung auslöst. Irgendwie fehlen mir die Ecken und Kanten, die das Stück ja durchaus hat. Der Philharmonia Chorus macht in dieser Hinsicht seine Sache noch fast am besten und flüstert und zischelt an den richtigen Stellen. Und Lucia Valentini -Terrani singt „Fac ut portem“ souverän. Katia Ricciarelli gefällt mir auch hier nicht; Dalmacio Gonzalez bringt das hohe Des, singt aber sonst farblos. Ruggero Raimondi liefert seine beiden Arien kompetent ab, aber irgendwie wirkt auch er etwas unbeteiligt.

Also: ein Zählexemplar, man macht nichts falsch. Das ist es dann aber auch.

Grüße!

Honoria Lucasta

 

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