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DESSAU, Paul: LANZELOT

Paul Dessau (1894-1976):
LANZELOT
Oper in fünfzehn Szenen mit einem Epilog
Libretto von Heiner Müller und Ginka Tscholakova nach Motiven von Hans Christian Andersen
und der literarischen Vorlage „Der Drache“ von Jewgeni Schwarz

Uraufführung am 19. Dezember 1969 in der Deutschen Staatsoper, Berlin (Ost).

Personen der Handlung:
Ritter Lanzelot (Bariton) – Drache (Bass) – Elsa (Sopran) – Charlemagne, ihr Vater (Bass)
Bürgermeister (Tenor) – Heinrich, sein Sohn (Tenor) – 3 Freundinnen (1 Soprane und 2 Alte) – Kater (Sopran) – 3 Arbeiter (1 Tenor und 2 Bässe) – Medizinmann (Bass) – Interpret (Tenor) – Kunsthändler (Tenor) – Esel (Tenor) – Sekretär (Tenor) – Lakai (Tenor) – 3 Berater (1 Tenor und 2 Bässe) – 2 Polizisten (Tenor und Bass) – Bürgerin (Sopran) – 3 Bürger (1 Tenor und 2 Bässe) – Kind (Sopran) – Wagner-Siegfried (Tenor) – Herakles – Nemeischer Löwe – Lernäische Hydra – Meerwolf – Jolaos (5 Tänzer)militärischer Berater (Sprechrolle)
Chor, Kinderchor, Ballett.

Erste Szene: Steinzeitliche Siedlung.
Ein Chor klagt über die hohe Sterbeziffer in der Siedlung. Ein Medizinmann empfiehlt eine Eingeweideschau und erklärt danach, dass die Götter die Bewohner für ihre Verfehlungen mit einer Choleraepidemie bestrafen würden. Der Medizinmann hat aber einen Vorschlag, wie man einer Epidemie vorbeugen könnte: der Drache muss das Wasser des nahen Sees zum Kochen bringen, und damit alle Bakterien abtöten. Tatsächlich lässt sie der Riesenwurm zu der Aktion herab und wird hinterher von den Menschen der Siedlung gefeiert. Der Medizinmann mit der richtigen Idee geht leer aus.

Zweite Szene: Die Handlung ist ab diesem Zeitpunkt in der Gegenwart angesiedelt.
Die schöne Elsa ist gerade mit ihren Freundinnen im Blumengarten und pflückt mit ihnen bunte Blumen. Die Freundinnen haben nur ein Plauder-Thema: die geplante Heirat Elsas mit dem Drachen. Eine der Freundinnen sagt es zunächst und die anderen stimmen dem zu: Es ist eine große Ehre, den Drachen heiraten zu können und es geschieht damit auch zum Wohle der Stadt. Elsa ist anderer Meinung, denn sie verachtet das Untier. Noch mehr aber fürchtet sie wie seine bisherigen Gemahlinnen umgebracht zu werden.

Dritte Szene.
Der Blick des Publikums wird auf das Büro des Drachen gelenkt. Der sitzt dort und rühmt sich gerade seiner mystischen Herkunft, als die Bürgersprechstunde beginnen soll. Der Drache reagiert genervt, als Heinrich, der Sohn des Bürgermeisters und auch der Verlobte Elsas, vorstellig wird, um die Hochzeit mit dem Drachen zu verhindern. Das Gespräch mit Heinrich verläuft aber ganz anders, denn der Drache ernennt Heinrich schließlich zu seinem neuen Sekretär. Als der Herr Bürgermeister hinzukommt reagiert er über Anstellung seines Sohnes natürlich mit Freude.

Vierte Szene.
Nun tritt erstmals Lanzelot auf die Szene und erkundigt sich bei dem sprechenden Kater von Charlemagne über die Gegebenheiten in der Stadt. Dabei erfährt Lanzelot natürlich auch von der Herrschaft des Drachen und von der Pflicht der Einwohner, stets lächeln zu müssen. Beides ist für den Ritter unverständlich und er lässt sich von Charlemagne, der soeben hinzutritt, zum Essen einladen. Während und nach dem Essen wird auch über den Drachen gesprochen und Lanzelot kündigt schließlich an, ihn töten zu wollen. Das kommt aber bei Charlemagne überhaupt nicht gut an, denn er spricht sich vehement gegen den Mord aus. Zur Begründung verweist Charlemagne auf viele Vorzüge, die in der Herrschaft des Drachen über die Stadt liegt. Als überraschender Weise auch Elsa hinzukommt, wird klar, dass auch sie dagegen ist, und dass sie sich über ihr Schicksal nicht mehr beklagen will, sondern sich darein ergeben hat.

Fünfte Szene.
Der Drache hat sich in den Fernsehraum begeben und beobachtet von dort aus die Stadt und die Einwohner. Als Charlemagne hinzukommt, findet der Drache aufgrund von Charlemagnes Ergebenheit Gefallen an ihm und denkt darüber nach, ihm den Posten des Oberarchivars zu verleihen. Der rebellisch wirkende Lanzelot aber gefällt ihm nicht und in Erwartung einer eventuellen Konfrontation übt er schon mal ein lautes Gebrüll.

Sechste Szene.
Der Drache hat sich in die Gestalt eines Menschen verwandelt und besucht die Stadt. Er spricht sogar die Einwohner an und lässt sich bestätigen, dass alle glücklich sind. Lanzelot stellt sich ihm entgegen, woraufhin der Drache wieder seine Reptilienform annimmt und Lanzelot töten will. Der ängstliche Charlemagne weist auf die Verfassung hin, die der herausfordernden Partei das Recht zugesteht, sowohl den Kampftag zu bestimmen als auch der Stadt die Kosten seiner Bewaffnung aufzubürden. Daraufhin setzt der Drache die Verfassung außer Kraft und behauptet, dass es zu deren eigenem Wohl sei. Lanzelots und einer Bitte Elsas folgend stimmt er aber dem arrangierten Duell zu. Nach seinem Abgang macht der Bürgermeister dem Lanzelot Vorwürfe, versucht aber erfolglos, ihm den politischem Pluralismus der Stadt zu beweisen. Charlemagnes Sohn Heinrich schlägt seinem Vater vor, Lanzelot zu bewaffnen.

Siebte Szene: Intermezzo
Der Drache hat als Politiker natürlich auch Berater. Und die berichten ihm von den in aller Welt berühmten Taten eines Herkules oder auch eines Siegfried. Sie rechnen diese Taten aber Lanzelot zu und verdeutlichen damit, dass ihm von Lanzelot eine Gefahr droht. Hinter der Bühne ruft ein Chor derweil nach dem Helden.

Achte Szene.
Charlemagne möchte Lanzelot für den Kampf ausrüsten, wenn der keine eigenen Waffen besitzt. Da genau das die Polizei bei einer Hausdurchsuchung festgestellt hat, übergibt Charlemagne an Lanzelot eine schriftliche Bestätigung, dass alle Waffen der Stadt in der Reparatur seien. Das sieht für das Publikum so aus, als wolle der Herr Bürgermeister für die Stadt eine Konfrontation mit dem Drachen vermeiden. Man ersetzt den Kampf zwar durch eine Badekur, doch Lanzelot besteht auf dem Kampf. Der Drache wiederum schlägt vor, dass er und der Ritter sich Elsa teilen. Heinrich hat auch noch einen Vorschlag, und zwar solle Elsa Lanzelot töten, um damit eine Zwangsheirat zu vermeiden. Aber Elsa verweigert sich Heinrichs Vorschlag, versucht jedoch, wenn auch erfolglos, Heinrich zu töten. Der Drache ist derweil verärgert über ein unterirdisches Murren, das die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit seiner Herrschaft verdeutlicht. Sein Sekretär aber informiert ihn, dass deswegen bereits eine Polizeiaktion stattfindet.

Neunte Szene.
Mit Heinrichs Hilfe und mit der Hilfe einer Puppe trainiert der Drache für das Duell. Neben Nahkampftechniken bedient er sich auch eines modernen Waffenarsenals. Die Handlung wird von drei Musikern auf der Bühne begleitet, deren Spiel bei einem Fehlschlag des Drachen aussetzt, woraufhin er die Musiker auffrisst. Die Szene kommt ohne Dialoge aus. Als Alternative für dieses Geschehen hat der Komponist mit dem Librettisten ein kurzes Arioso geschrieben, in dem der Drache seine Regentschaft verherrlicht und gleichzeitig die Regierten verflucht.

Zehnte Szene.
Lanzelot zweifelt an seinem Befreiungsplan, weil die Bevölkerung die Hilfe zurückweist. Allerdings kommt ihm unerwartete Hilfe durch einen Antiquitätenhändler, einen Kater, drei Arbeiter und einen Esel: sie rüsten Lanzelot für den Kampf mit dem Drachen aus. Die Szene endet im Kampf mit dem Untier.

Elfte Szene.
Eine Lautsprecherdurchsage kündigt den bevorstehende Sieg des Drachen an, während die Stadtbewohner über den Bürgermeister, Charlemagne, und über Lanzelot diskutieren. Der Kater beispielsweise erzählt Elsas Vater, dass der Drache seinem Gegner schwer zusetzt. Die Arbeiter, ein Kind und der Esel erklären, auf der Seite des Helden zu stehen, dann gesellen sich auch Bürgermeister Charlemagne und mehrere Gefangene zu den Unterstützern – und rufen sogar den Namen des Helden aus.

Zwölfte Szene.
Diese Szene geht – fast – ohne Dialoge vor sich. Lediglich der Chor bringt sich mit dem Ruf „Lanzelot, Lanzelot“ in Stellung. Dafür sieht das Publikum den Drachen und den Ritter am Himmel kämpfen. Ein interessantes Kampfgetümmel übrigens, denn dem als Saurier auftretenden Drachen gelingt gegen den Kontrahenten immer wieder ein tödlicher Schlag, aber Lanzelot kommt immer wieder in einer anderen Gestalt zum Kampf, während es ihm gelingt, dem Drachen wieder und wieder den Kopf abzutrennen, der jedoch stets sofort nachwächst.

Dreizehnte Szene.
Schließlich aber kommt es doch zum Tode des Drachen. Danach versuchen Charlemagne und sein Sohn Heinrich mit Polizisten den öffentlichen Zorn über dessen Herrschaft auf andere zu lenken. Jetzt lässt Charlemagne Gefangene aus dem Gefängnis frei, doch als diese Freigelassenen dem Bürgermeister Vorwürfe machen, hetzt er die Bevölkerung auf sie und veranlasst die Polizei, sie erneut zu inhaftieren. Ihm kommt außerdem die Idee, bei den Bewohnern für ein Denkmal zu werben, und für die Werbekampagne benutzt er einen Drachenkopf als Megaphon.

Vierzehnte Szene.
Eine kurze Szene, in der Lanzelot seinen Kampf mit dem Drachen monologisierend Revue passieren lässt.

Fünfzehnte Szene.
Es gibt Veränderungen: Der Bürgermeister hat sich inzwischen zum Präsidenten aufgeschwungen, und wird außerdem noch als Bezwinger des Drachen gefeiert – was natürlich falsch ist, aber niemanden interessiert. Niemanden? Obwohl es durchaus Autoritäten in der Stadt gibt, die jegliche Erinnerung an den Ritter Lanzelot auszulöschen gewillt sind, zumindest den Helden jedoch verleumden wollen, gibt es Menschen, denen das nicht passt und die würdigen den Ritter durch Graffiti, obwohl so etwas bei Strafe verboten ist.

Dass der Präsident partout Elsa heiraten möchte, ist allgemein bekannt und auch akzeptiert. Lanzelot kommt hinzu, ihm folgen Gefangene sowie Arbeiter. Elsa sieht das Publikum überglücklich, während sich andere Anwesende in Erwartung gewalttätiger Ausschreitungen verstecken. Das Gefolge von Lanzelot nimmt an der Hochzeitstafel Platz, während es den Präsidenten und Heinrich für abgesetzt erklärt und alle Drachenfragmente aus dem Saal fortschaffen lässt.

Während plötzlich alle Akteure die Bühne verlassen, bleibt ein Kind zurück, das dann die durchaus freudigen Schlussworte in einem Epilog wiederholt. Es liegt aber ein merkwürdig-fragwürdiger Unterton in den Wiederholungsworten…

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