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DESSAU, Paul: LEONCE UND LENA

Paul Dessau (1894-1975):
LEONCE UND LENA
Tragikomödie in drei Akten

Libretto von Thomas Körner nach dem Lustspiel von Georg Büchner.

Uraufführung am 24. November 1979 in Berlin (Ost), Staatsoper

Personen der Handlung:
König Peter von Popo

Sein Sohn, Kronprinz Leonce
Lena, Prinzessin von Pipi
Valerio, Freund des Leonce
Gouvernante von Lena
Ein Richter.

Ort und Zeit: Märchenland und Märchenzeit.

Erster Akt.
Als erste Person der Handlung lernt das Publikum den Kronprinzen des (natürlich fiktiven) Königreichs Popo kennen, der Leonce heißt. Der liegt nämlich gerade im Schlossgarten in einer Hängematte und neben ihm sitzt auf einer Bank der Haushofmeister, der vom Vater des Kronprinzen, König Peter, den Auftrag bekommen hat, Leonce auf seine zukünftigen Aufgaben als Herrscher vorzubereiten. Der Haushofmeister kommt dem Kronprinzen aber völlig ungelegen, denn Leonce hat angeblich alle Hände voll zu tun. Was das bedeutet, konnte das Publikum schon sehen: Leonce spuckte nämlich 365mal auf einen Stein und wirft nun eine Handvoll Sand in die Luft. Er erklärt dem Haushofmeister, ein Müßiggänger zu sein und behauptet dann steif und fest, dass alle Menschen Müßiggänger wären, weil nämlich alle Tätigkeiten aus Langeweile entstünden. Leonce wünscht sich, dass er einer jener Menschen wäre, die ihr Leben ohne dieses Wissen leben und die sich selbst noch ernst nehmen können.

Nun tritt Leonces (leicht angetrunkener) Freund, Valerio mit Namen, auf die Szene und legt sich neben ihm ins Gras. Es kommt ein Gespräch über Langeweile und die nutzlosen Dinge, sie sie verrichten, in Gang. Valerio behauptet, dass er lieber ein Narr wäre als eine vernünftige Person. Seine größten Talente seien nämlich der Müßiggang, Nichtstun und seine große Ausdauer in der Faulheit. Es scheint diesbezüglich eine große Übereinstimmung mit Leonce zu geben. Plötzlich stimmt Valerio ein Volkslied an, zieht Leonce aus der Hängematte und geht Arm in Arm mit ihm davon.

In der Zwischenzeit ist König Peter mit dem Ankleiden beschäftigt und sinniert dabei über das Amt eines Königs und die dazugehörigen Pflichten. Seine Gedanken werden immer wieder durch verwirrende Einlassungen unterbrochen, und zwar immer dann, wenn er nach einem Kleidungsstück sucht. Dann kommt zu einem Treffen mit dem Staatsrat, bei dem die Majestät die bevorstehende Heirat seines Sohnes ankündigt. Und diese Ankündigung geschieht wieder auf sehr konfuse Weise. Einen Augenblick herrscht Schweigen, aber dann fragt König Peter die Anwesenden nach Ihrer Meinung über die Hochzeit. Die konfusen Äußerungen der Majestät lassen den Staatsrat ebenso konfus zurück – niemandem ist klar geworden, wozu sie ihre Ansichten äußern sollen. Doch dann antworten Präsident und Staatsrat, allerdings ausweichend, dass es vielleicht so sei, vielleicht aber auch nicht.

Leonce lässt derweil von einem Diener den Raum abdunkeln, die Kerzen anzünden und Rosen aufstellen. Das Zimmer soll das romantische Ambiente einer Nacht für seine Geliebte Rosetta schaffen. Als die erscheint kommt es zu einem Gespräch, in dem der Prinz über die Qualen des Nichttuns klagt. Daraufhin fragt Rosetta ihn, ob er sie etwa nur aus Langeweile liebe, worauf Leonce dann erklärt, dass Liebe zu ihr und Langeweile ein und dasselbe seien. Rosetta tanzt für ihn und singt, Leonce stellt aber plötzlich fest, dass eine sterbende Liebe viel schöner als eine werdende sei. Er beschließt, sich von Rosetta zu trennen. Die fällt aus allen Wolken und verlässt den Raum. Ob enttäuscht oder wütend oder beides zusammen, kann das Publikum nicht ausmachen.

Kaum ist Rosetta gegangen, denkt Leonce über sein Leben nach: Mit wie vielen Frauen muss er beispielsweise zusammen sein, um alle Facetten der Liebe kennenzulernen? Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn dem Kronprinzen erscheint sein Leben wie ein großer, zu beschreibender Fragebogen, bei dem er aber nicht weiß, womit er beschriftet werden soll? Zwar versucht er immer wieder, sich neu zu erfinden, aber gelingen will ihm das nicht. Er bleibt immer der, der er ist, und glaubt, dass er bereits heute vorhersagen kann, wie seine Gedanken ein Jahr später aussehen werden.

Abermals taucht Freund Valerio auf und beide beginnen ein Wortspiel, wobei sie sich gegenseitig zu übertreffen versuchen. Das vergnügliche Spiel wird allerdings vom Staatsrat unterbrochen, wobei der Präsident Leonce informiert, dass seine Verlobte, die Prinzessin Lena des Königreiches Pipi, am folgenden Tag eintreffen werde. Leonce und Valerio nehmen das zur Kenntnis, bleiben jedoch bei ihren Wortspielereien und antworten dem Präsidenten, wie dem gesamten Staatsrat mit Spott.

Kaum sind die Männer fort, verspottet Valerio den Beruf des Königs. Leonce und er gehen dann scherzhaft weitere mögliche (allerdings für beide unrealistische) Karriereoptionen durch: Wissenschaft, Helden- und Künstlertum werden diskutiert, aber nicht weiter verfolgt. Leonce und Valerio überlegen, ob sie vielleicht „nützliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft“ werden sollten. Leonce allerdings behauptet, lieber wolle er das Menschsein aufgeben. Valerios Vorschlag, einfach zum Teufel“ zu gehen, lehnt er ab. Stattdessen schlägt er vor, gemeinsam Italien zu besuchen und kennen zu lernen, denn er „verspüre aus dem Süden ein Wehen“.

Prinzessin Lena aus dem Königreich Pipi sitzt unterdessen mit ihrer Gouvernante im Garten ihres Palastes und klagt über Bevormundungen. So werde beispielsweise von ihr verlangt, zu heiraten, obwohl sie keinen Mann heiraten will, den sie nicht liebt. Sie meint, dass sie wertloser sei als eine Blume – denn die könne entscheiden, wann sie sich öffnet und schließt. Sie aber kann nicht mal entscheiden, wen und wann sie heiraten möchte.

Zweiter Akt.
Valerio und Leonce sind auf der vom Kronprinzen initiierten Flucht nach Italien. Valerio hält sich mit seiner Klage dran, dass sie bereits durch ein halbes Dutzend Königreiche spaziert seien, um der für Leonce geplanten Hochzeit zu entfliehen. Ironisch schlägt er vor, dass sein Freund sich doch genauso gut auch hätte umbringen können. Daraufhin meint Leonce, dass er lieber nach einer idealen Frau suchen will, die allerdings sowohl „sehr schön als auch sehr einfältig“ sein müsste. Die beiden beschließen, in einem Wirtshaus eine Pause auf ihrer Flucht einzulegen.

Kaum sind sie im Wirtshaus kommen Prinzessin Lena und ihre Gouvernante auf die Szene. Lena ist fasziniert von der Weite der Welt und will immer weiter gehen, ihre Erzieherin aber besteht darauf, dass es an der Zeit ist, eine Unterkunft für die Nacht zu finden.

Valerio sitzt mit dem Kronprinzen im Garten des Wirtshauses und Leonce zeigt sich erschlagen von der Weite der Welt. Aber ihn überkommt unerwarteterweise ein großer Tatendrang, der ihn zu Unternehmungen in die weite Welt drängt, bei denen er auch Erlebnisse haben kann. Andererseits ist Leonce die idyllische Natur unheimlich: wenn er in den Himmel schaut, sieht er Gespenster, und die Ruhe hier kommt ihm vor wie ein ängstliches Kind, das sich vor den Gespenstern gruselt.

Dritter Akt.
Leonce teilt Valerio mit, dass er das fremde Mädchen heiraten will, doch Valerio meint, dass sie sich nicht kennen würden, was eben ein Problem sei. Das ist aber für Leonce kein Hinderungsgrund, denn es gibt genügend Beispiele aus Königshäusern, dass eingefädelte Ehen gelingen können. Valerio sichert seinem Freund zu, ihn noch am gleichen Tag vor den Augen seines Vaters zu verheiraten. Allerdings begehrt er für diese Tat einen Ministerposten. Und das sagt Kronprinz Leonce zu.

Währenddessen haben sich der Landrat, der Schulmeister und ein paar festlich gekleidete Bauern auf dem Platz vor dem Schloss versammelt. Schulmeister und Landrat wurden die Aufgabe zugeteilt, den Bauern ein angemessenes Verhalten für die königliche Hochzeit beizubringen: Sie sollen, wird da vorgemerkt, sich nicht kratzen, nicht die Nase putzen, aber gerührt wirken. Außerdem sollen sie immer wieder „Vivat!“ rufen.

Im großen Saal des Schlosses werden die Vorbereitungen zur Hochzeit des Kronprinzen getroffen. Der Zeremonienmeister und einige Bedienstete erwarten den König und Peter kommt, begleitet vom Staatsrat, in den Saal und erkundigt sich, ob jemand die Prinzessin oder den Kronprinzen gesehen habe. Aber keiner der Anwesenden weiß etwas über den Verbleib des Brautpaares. Peter gerät daraufhin in Sorge, da er sein königliches Wort nicht brechen will. Der Präsident versucht, ihn zu beschwichtigen: Ein königliches Wort sei „ein Ding“, das nichts sei.

In diesem Augenblick treten Valerio, Leonce, Lena mit der Gouvernante auf die Szene. Alle tragen Masken und der König fragt, wer sie seien. Die Antwort gibt dann Valerio und gibt an, dass er nicht wisse, wer er sei, dass er sogar, wenn sich er sich in den Augen seiner Gegenüber spiegele, noch weniger wisse. Er teilt den Umstehenden mit, dass es sich bei den Maskierten um Automaten handele, darunter auch zwei weltberühmte. Er selbst sei übrigens auch ein Automat, und tatsächlich der merkwürdigste von allen. Bei den Automaten, die er mitgebracht habe, handele es sich um „ein Männchen und ein Weibchen“, die aus nichts als „Kunst und Mechanismus“ bestünden. Sie sind, sagt er, seien so fein gearbeitet, dass man sie von richtigen Menschen gar nicht unterscheiden könne. Insofern könnte man sie auch sehr leicht zu „Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft“ machen. „Natürlich sind sie auch gebildet und haben ein untrügliches Gefühl für die guten Sitten.“

König Peter beschließt daraufhin, dass man die Hochzeit „bildlich“ feiern werde. Leonce und Lena werden vermählt. Da es sich um eine Nachbildung einer geplanten Hochzeit handelt, werden die beiden mit ihren wahren Namen angesprochen, ohne dass irgendwem außer Valerio und der Gouvernante bewusst ist, dass es sich auch tatsächlich um die entsprechenden Personen handelt. Schließlich nehmen alle ihre Masken ab und sorgen damit für große Überraschung im Saal. Auch Leonce und Lena sind überrascht, als sie verstehen, dass sie durch Zufall und aus freiem Willen denjenigen geheiratet haben, der für sie von ihren Eltern als Braut bzw. Bräutigam vorgesehen war.

König Peter reagiert zwar gerührt, aber auch verwirrt und geht dann ab. Leonce schickt die Anwesenden mit einem förmlichen Dank wieder nach Hause. Als er mit Lena alleine auf der Szene ist, überlegen sie, was sie nun mit ihrem Königreich anstellen sollen. Politische Konflikte planen? Theater bauen? Kalender aussetzen? Aufhören, die Zeit zu zählen? Valerio freut sich derweil auf seinen Posten als Staatsminister und verkündet, er werde ein Dekret erlassen, nach dem sich jeder, der zu viel arbeitet, strafbar macht.

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