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Troubadour-Forum für klassische Vokal- und Instrumentalmusik

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Geistliche Musik, Passionen

Es waren hauptsächlich die Herren Karl Richter und Helmuth Rilling die mich in früheren Jahren mit ihren Aufnahmen geistlicher Musik prägten. Das hat sich geändert, weil in den letzten Jahren die Befürworter der HIP-Praxis meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen haben. Ich finde beispielsweise die Gesamtaufnahmen der Bach-Kantaten, die Pieter Jan Leusink mit dem Knabenchor Holland und dem Niederländischen Bach-Ensemble eingespielt hat, ganz hervorragend. Aber auch die Interpretationen eines Philippe Herreweghe oder die von Harnoncourt / Leonhardt, auch Gardiner und der Japaner Suzuki sind natürlich ausgezeichnet, spielten aber in einer finanziell anderen Liga als Leusink – zumindest für meinen Geldbeutel.

  Das war einmal, wird aber immer noch im Regal gehütet…

Johann Sebastian Bach (1685-1750): The Sacred Cantatas (Teldec-Edition "Das Alte Werk"), 60 CDs   Harnoncourts Aufnahmen der Bach-Kantaten

Johann Sebastian Bach (1685-1750): Bach-Edition Vol.18 "Kantaten IX", 5 CDs   Hier ein Beispielfür die Kantaten-Aufnahmen durch Leusink

Ich finde es nur schade, dass Leusink und das Label Brilliant die Kantaten „wild durcheinander“ veröffentlicht haben und nicht nach dem BWV-Verzeichnis (wie beispielsweise Hänssler/Rilling es gemacht haben) oder auch nach dem sonntäglichen Grund der Komposition.

Jetzt habe ich Bachs Passionen nach Johannes und Matthäus in der Interpretation von
The Choir of King’s College, Cambridge, und The Brandenburg Consort (Roy Goodman) unter Stephen Cleobury kennengelernt – und ich muss sagen, dass diese Interpretationen für meinen Geschmack in der künstlerischen Liga ganz oben angesiedelt sind. Da stehen auch schon The Sixteen unter der Leitung von Harry Christophers.

Bach: Matthäus Passion   Bach Edition:Johannes Passion BMV 245, St John Passion                                  Johann Sebastian Bach: h-Moll Messe BWV 232

Und das brachte mich zu der Erkenntnis, dass gerade die britischen Chorvereinigungen an der Spitze der Interpreten-Skala mitspielen, die deutschen Chöre – nach meinem Verständnis – allerdings weniger interessant sind. Früher waren die Thomaner, die Regensburger und die Tölzer sehr gefragt, sind aber merklich abgefallen, seit die Historische Aufführungs-Praxis Einzug in die Interpretations-Geschichte gehalten hat.

Es gibt aber auch da eine Ausnahme: Ralf Otto und der Bachchor Mainz sowie das Bachorchester Mainz können mithalten. Ottos Aufnahme der Johannes- (1749 Version) und der Matthäus-Passion habe ich vor ein paar Tagen gehört und habe sie in die Kategorie HIP einsortiert. Nach eigenen Angaben spielt das Orchester bei frühbarocken und spätbarocken Kompositionen mit Original- oder nachgebauten, bei Kompositionen aus späteren Epochen mit modernen Instrumenten. Und das kann man durchaus hören.

Johann Sebastian Bach (1685-1750): Matthäus-Passion BWV 244, 3 CDs

Johann Sebastian Bach (1685-1750): Johannes-Passion BWV 245, 2 CDs

„Ein Wunsch, sobald er wird erfüllt, kriegt augenblicklich Junge“ – ein wahrer Spruch, der mir jetzt wieder ins Gedächtnis kam, als es um weitere Aufnahmen zu Bach ging.

 

Lieber Manfred,

schönen Dank für deinen informativen Beitrag, in dem ich viel von den Aufnahmen wiederfinde, was ich auch in meiner Bachsammlung habe, zuvorserst natürlich die Rillinggesamtausgabe, aber auch viel von den „üblichen Verdächtigen“ wie Harnoncourt, Gardiner, Herreweghe, und tatsächlich auch Leusink und Cleobury u. u.

Leusink habe ich eben wiedergefunden, durch meinen Umzug bedingt, musste ich viele CD’s in Zweierreihen hintereinander und übereinander einordnen, sodass es noch eine Zeit dauert, bis ich alle CDs auch wieder „sehen“  kann.
Schön waren aber auch in den letzten Jahren die Konzertbesuche, Herreweghe in Essen mit der Matthäuspassion mit Christoph Pregardien und mit der Johannesapassion in Köln, auch Koopman und Stenz u. a. sowie natürlich auch die eigenen Aufführungen, dann allerdings, was Bach betraf, diverse Kantaten sowie zweimal das WO.
Ich werde mal in den nächsten Tagen in den Leusink hineinhören und mich dann wieder melden. Einstweilen will ich hoffen, dass nachher unser Forenumzug gut klappt.

Liebe Grüße

Willi????

 

Lieber Willi,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Mit der Aufnahme der Kantaten durch Harnoncourt / Leonhardt liebäugele ich noch. Im Moment wir der Klotz bei jpc für 130 Euronen angeboten, erheblich billiger als noch vor Jahren! Ich weiß aber von einem ehemaligen Mitflied hier, der diese Ausgabe hat, dass er nicht ganz zufrieden ist, weil so einige Unregelmäigkeiten vorkommen, aber ich weiß nicht, welche diese sind – da müsste ich nochmal im alten Forum suchen (Du weißt, welches ich meine!).

Suzuki ist mir zu teuer, ebenso die Aufnahmen der Bach-Edition St. Gallen

LG – Manfred

Es ist schon lange her, dass ich in diesem Thread gepostet habe. Inzwischen sind jedoch einige neue Gesamtausgaben zu den bisherigen hinzugekommen. Thematisch passt die GA der Bach-Kantaten in der Interpretation von Ton Koopman in diese Rubrik. Natürlich habe ich noch nicht den gesamten Klotz abgehört, nur eizelne CDs, doch stellte ich fest, dass auch diese Int mich nicht vollständig befriedigt, denn Koopman bevorzugt eine Art solistische Aufführung. Die aber immerhin auf hohem Niveau.

Weitere Boxen sind Locatelli, Rameau, Bruckner und der Anthologie Early Music von NAXOS gewidmet. Insofern: es gibt viel zu hören, ich fang schon mal an…

Hallo

Ich meine, ich hätte vor Kurzem eine Neueinspielung von Bach -Kantaten gesehen, die chronologisch vorging. Im Titel stand „das erste Jahr“.

Irgendwann finde ich sie, das poste ich das Ergebnis.

Gruß Wolfgang

Kantaten-Irritationen

Bachs komplettes Kantatenwerk, geistlich wie auch weltlich, ist mir wohlbekannt. Ich besitze es in der Interpretation von der Edition Bachakademie unter der Leitung von Helmuth Rilling. Diese Edition, die ich in der vom Hänssler-Verlag erschienenen Ausgabe besitze, von der ich aber nicht weiß, ob er auch die Gesamtausgabe der Bach-Kantaten initiiert oder ob er sie von einem anderen Label übernommen hat, hat mit 70 CDs und einer zusätzlichen CD-Rom mit allen Kantatentexten, bei mir heute den letzten Platz, denn die Interpretation ebenfalls aller Bach-Kantaten mit dem Holland Boys Choir und dem Netherlands Bach Collegium unter der Leitung von Pieter Jan Leusink, beim Label Brilliant erschienen, imponiert mir wegen der eindeutigen HIP-Praxis wesentlich mehr als die ältere Rilling-Version. Rilling ist für mich wegen seines romantisch gefärbten Bach-Klangs suspekt geworden.

Aber einen Vorteil hat zumindest Rilling gegenüber Leusink: Seine Ausgabe ist nach den BWV-Nummern (vorgelegt durch Wolfgang Schmieder) gegliedert (was auch Sinn macht), während Leusink (bzw. Brilliant) die Kantaten wild durcheinander veröffentlicht hat. Das ist unpraktisch, denn man benötigt auf jeden Fall eine Legende, um den Dschungel der Kantaten zu durchdringen. Als Beispiel nenne ich hier mal die Werke auf der ersten CD:

BWV 80 Ein feste Burg ist unser Gott (Reformationstag)
BWV 82 Ich habe genug (Mariae Reinigung)
BWV 61 Nun komm der Heiden Heiland (Zum 1. Advent)

Wenn Rilling/Hänssler das Bach-Werke-Verzeichnis zur Grundlage der Reihung ihrer Veröffentlichung gemacht haben, muss man zwar auch suchen, aber die Vorgehensweise ist, für mich zumindest, erklärlich, denn das BWV als Ordnungskriterium ist seit der grundlegenden Arbeit des Musikwissenschaftlers Wolfgang Schmieder akzeptiert. Ideal wäre es natürlich, wenn die Kantaten nach dem Kirchenjahr veröffentlicht würden, denn dann hätte der Hörer für jeden Sonntag des Kirchenjahres die CD schnell greifbar.

Sowohl Hänssler als auch Brilliant habe die kirchlichen Kantaten von den weltlichen (bspw.Bauern-, Kaffee-Kantaten) getrennt. Die Kirchlichen Kantaten nehmen bei Leusink/Brilliantzwei Boxen zu jeweils 30 CDs ein, die weltlichen Kantaten wurde unter Vokal-Kompositionen (bspw. h-Moll Messe, die Passionen, Oratorien, lateinische Kurz-Messen, den Motetten und Schemellis Gesangbuch) eingereiht, veröffentlicht auf 8 CDs.

Diese Bemerkungen habe ich gemacht, weil ich nun noch eine Gesamtausgabe günstig erworben habe, nämlich die beim Label Challenge erschienenen Aufnahmen, die Ton Koopman mit dem Amsterdam Baroque Orchestra & Choir eingespielt hat. Ich sage es gleich vorweg, die Interpretationen lassen keinen Wünsche offen, das sind für mich gesangliche und orchestrale Spitzenleistungen der HIP-Kategorie, die ich noch vor Leusink einordne – und dessen Interpretation hat mir schon immer gut gefallen, wenn ich mal von der Besetzung des Altus von Sytse Buwalda absehe, dessen Stimme mir noch nie gefallen hat. Aber dieses kleine Negativum macht die Gesamtleistung von Leusink, zumal sie nicht objektiv, sondern rein subjektiv gefärbt ist, für mich nicht obsolet. Was mich halt bei Koopman stört, ist die bunte Mischung, wobei die weltlichen Kantaten sogar unter die geistlichen gemischt sind. Immerhin hat man in dem Beiheft, die die Tracknummern enthält, nicht aber die Kantatentexte, am Ende einen Index angebracht, die das Auffinden der Kantaten etwas erleichtert.

Apropos Texte der Bach-Kantaten: ich kann nicht verlangen, dass preisgünstige Veröffentlichungen auch noch die Texte beinhalten, habe aber ein dickes Buch mit den geistlichen und weltlichen Kantatentexten aus dem Verlag Breitkopf & Härtel (Wiesbaden). Diese Veröffentlichung beruht auf Rudolf Wustmanns Arbeit aus dem Jahre 1913 (neue Auflage von 1967); das Buch enthält zu jedem Sonntag die Epistel und das Evangelium, auf dessen Grundlage die jeweilige geistliche Kantate beruht. Wer die Kantatentexte nicht besitzt, wird hier fündig: https://webdocs.cs.ualberta.ca/~wfb/bach.html. Außerdem gibt es im Troubadour-Forum für Oratorien, Messen und Kantaten, Unterforum Johann Sebastian Bach einen Beitrag mit dem Überblick über die Bach.Kantaten im Kirchenjahr.

Lieber  Manfred,

schönen Dank für deinen Bericht für Neues an der Bach-Front, aber die GA der Kantaten (67 CD’s) mit Ton Koopman ist bei Amazon mit 215 Euronen immer noch zu einem recht stolzen Preis zu haben. Ich muss allerdings zugeben, dass ich in den letzten 15 Jahren eine Reihe toller Bach-Konzerte mit seinen vorzüglichen Amsterdamer Musikern und Choristen sowie jeweils vorzüglichen Solisten erlebt habe. Mal sehen, ob er auch südlich des Weißwurstäquators, also in München auftaucht, wo ich in der kommenden Saison etliche Konzerte bei meinem neuen Hausdirigenten Sir Simon Rattle mit dem BRSO gebucht habe, aber bei seiner Matthäuspassion habe ich derzeit noch Terminschwierigkeiten. Schaun’n wir mal!
Apropos Rilling und Leusink habe ich natürlich auch noch in der Sammlung und etliche kleinere Bachboxen von Herreweghe, Gardiner, Richter u. a. kommen dazu, die ich nach dem Umzug auch noch wieder neu sortieren muss.

Liebe Grüße

Willi😀

Lieber Willi,

ich muss gestehen, dass ich an Gardiner und seine Aufnahmen der Bach-Kantaten nicht gedacht habe, aber die habe ich tatsächlich auch noch, habe sie in meiner obigen Aufzählung jedoch vergessen:

John Eliot Gardiner - Complete Recordings on Archiv Produktion & Deutsche Grammophon, 105 CDs

In dieser umfangreichen Box sind die Kantaten mit der h-Moll-Messe, dem WO und den Passionen enthalten. Allerdings hat sich Gardiner nicht die Gesamtausgabe vorgenommen, was insofern schade ist, weil er interpretatorisch durchaus etwas „zu sagen hat“.

Ton Koopmans GA habe ich privat erworben, nicht über den Handel; da wird der Preis natürlich höher sein. Eine Bekannte hat nämlich ihren Mann bei einem Autounfall verloren und ich konnte die Box für’n „Appel und Ei“ erwerben. Jene Witwe hat einiges aus der Musiksammlung ihres Mannes verkauft, beispielsweise (neben den Bach-Kantaten) alles, was irgendwie mit Geistlicher Musik zu tun hat. Ihr ausgeprägter Sinn der Ablehnung alles Religiösen kommt darin offensichtlich zum Ausdruck.

Mit lieben Wochenend-Grüßen, auch an alle Mitleser
Manfred

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